Wie bei Staatsbauten üblich, blieb auch das römische Kastell Divitia in Herrscherbesitz. Kaiser Otto III. (983–1002) ließ Erzbischof Heribert (999–1021) hier 1002 ein Benediktinerkloster einrichten. Die 1020 geweihte Kirche, zunächst dem Salvator und der Gottesmutter Maria geweiht, war ein monumentaler Zentralbau, dessen massives Mauerwerk im Inneren sechs Nischen aussparte und von einer Kuppel überfangen war. Ein mächtiger Westbau mit einer großen tonnengewölbten Vorhalle bildete den Eingang. Dieser ungewöhnliche Bau des frühen 11. Jh. steht in der Nachfolge der Kuppelbauten der Aachener Pfalzkapelle Karls des Großen und St. Gereons, übertraf beide aber in der Dimension bei Weitem. Erzbischof Heribert wurde 1021 in der Kirche begraben, die in der Folge seinen Namen erhielt. 1147 erhob man die Gebeine dieses Heiligen zur Ehre der Altäre und bettete sie in einen kostbaren Schrein (seit 1896 in (Neu-) St. Heribert).
1376 wurde die als Bedrohung empfundene Heribertskirche von den Kölnern zerstört. Die vom Papst auferlegte Verpflichtung zum Neubau wurde nach 1382 zunächst erfüllt, dieser aber bereits 1393 wieder zerstört. Die neuerliche Verpflichtung brachte bis 1400 auf den alten Fundamenten den gotischen Neubau, einen hoch aufragenden, oktogonalen Bau mit Strebepfeilern und spitzem Dach, der im Inneren wohl eine Kuppel, vergleichbar der Rippenkonstruktion von St. Gereon, hatte. Auch dieser monumentale Kuppelbau war ohne weitere Vergleichsbeispiele in seiner Zeit. Die nächste Zerstörung durch die Kölner erfolgte 1583 und wurde erst durch den bestehenden Neubau von 1659–63 behoben. Unter Benutzung der alten Fundamentplatte entstand nun ein einfacherer Bau, der in wesentlich schlichterer Form als seine überkuppelten Vorgänger gehalten war. Bei der dreischiffigen Basilika erinnern nur noch die leicht ausgebuchteten Seitenschiffmauern an die einzigartigen Zentralbauten des frühen 11. und späten 14. Jh., die hier einst Deutz dominierten. Die gewölbte Basilika des 17. Jh. ist ein Beispiel des Weiterlebens gotischer Formen. Mit der Säkularisation der Abtei 1803 ging der Bau an die Pfarre, die ihre Kirche St. Urban danach abbrach.
1896 aber wird (Neu-)St. Heribert das neue Pfarrzentrum. (Alt-) St. Heribert wird, nach wechselvoller Geschichte, seit den 1990er-Jahren von der griechisch-orthodoxen Gemeinde genutzt. Die Abteigebäude dienten wechselnder Nutzung, seit dem 1970–73 durch Karl Band erfolgten Wiederaufbau sind sie ein Altersheim.
Hiltrud Kier
Fotos: Celia Körber-Leupold
Alt St. Heribert in Deutz
Urbanstraße 1
Öffnungszeiten:
in den Sommermonaten täglich von 16 bis 19 Uhr.
zuständig:
Kirchengemeinde
Kimisis Tis Theotokou zu Köln,
Entschlafen der Gottesmutter in Alt St. Heribert
Tel.: (0221) 811274
Mail: mailto: koeln@orthodoxie.net