Sarkophag der Viventia
Anfang 12. Jahrhundert
Stein; Sarkophag: H. 47 cm, B. 56 cm, L. 102,5 cm
Gesamthöhe: 120,5 cm
Köln, St. Ursula, Langhaus
Der steinerne Sarkophag der Viventia gehört zur romanischen Ausstattung von
St. Ursula. Formale Vergleiche mit der Bauskulptur lassen eine Datierung in den Anfang des 12. Jahrhunderts vermuten.
Er ist mit einer Stirnseite an den westlichen Pfeiler der nördlichen Mittelschiffarkade unterhalb der Westempore angelehnt. Der kastenförmige Sarkophag, dessen Seitenflächen vertieft sind, ruht auf vier schlanken Säulchen (73,5 cm), deren attische Basen mit ihren Plinthen auf einer profilierten Sockelplatte stehen. Drei Säulchen weisen glatte Würfelkapitelle auf, das vierte ein Blattkapitell.
Die geringe Größe des Sarkophags deutet auf die Grablege eines Kindes hin. Bestätigt wird diese Annahme durch die Deutung der auf die vertiefte Seitenfläche vermutlich erst im 17. Jahrhundert aufgemalte Inschrift.
Diese Inschrift besagt, dass die bereits als Kind verstorbene dritte Tochter Pippins d.Ä. († 639) zweimal im Boden bestattet wurde, ihr Körper jedoch jedes Mal auf wundersame Weise wieder herausgeworfen wurde. Danach umging man das Verbot der Beisetzung in dieser Kirche, wie es der Text der Clematiustafel unter Strafandrohung ausdrückt, durch die jetzige Aufstellung. Das in der Clematiusinschrift formulierte Verbot besagt, dass kein Leichnam außer denen der hll. Jungfrauen in der Kirche bestattet werden dürfe.
Trotz des Grabwunders wurde Viventia in St. Ursula als heilig verehrt.
Ihre Reliquien waren in byzantinischen und lucchesischen Stoffen aufbewahrt worden.
A.K.
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