Reliquiendoppelbüsten
Um 1500
Holzskulpturen
Köln, St. Ursula, Langhaus
In den mittleren Arkadenöffnungen der Seitenemporen stehen insgesamt sechs figürliche Reliquiare. Fünf weibliche Jungfrauenbüsten und eine männliche Büste, durch päpstliche Tiara als der hl. Cyriakus der Ursulalegende kenntlich gemacht, sind zu erkennen. Diese Doppelbüsten, konzipiert für die Betrachtung von zwei Seiten, dem Mittelschiff und den Emporen, sind in gleicher Haltung betend im ganzen Oberkörper bis zur Hüfte dargestellt. Unterhalb der Brust befinden sich passförmige Sichtöffnungen. Die Doppelseitigkeit der Büsten legt die Vermutung nahe, dass sie einerseits eigens für diesen Standort als doppelte Halbfiguren geschaffen wurden, und dass andererseits diese Büsten Reliquiare, Repräsentations- und Andachtsbilder zugleich waren.
Charakterisiert werden die um 1500 entstandenen bemalten Holzskulpturen durch ihre vornehm-bürgerliche Tracht und individuell geschnittene Gesichtzüge. Die Modellierung der Gesichter wirkt sehr natürlich und keinesfalls stilisiert. Sie sind eher als Abbilder gedacht, wie es für die Kunstauffassung an der Wende zum 16. Jahrhundert bezeichnend ist. So wie die Skulpturen der Schutzmantelursula, der Maria und des Christus Salvator im Marienschiff, sind auch diese Doppelbüsten vermutlich in der Werkstatt des Tilman van der Burch geschaffen worden. Sie zeugen von einer zu dieser Zeit offenbar wieder in größerem Maße betriebenen Produktion von Reliquienbüsten in Köln.
A.K.
Ursulaplatz 30
50668 Köln
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