Skulptur der Schutzmantelursula
vermutlich 70er Jahre des 15. Jahrhunderts
Stein, überlebensgroß
Köln, St. Ursula, Marienschiff
Die überlebensgroße Steinfigur der Schutzmantelursula befindet sich heute im Marienschiff, dem südlichen Seitenschiff. Die Heilige steht erhöht auf einer Säule mit konsolartiger, in durchbrochenem Ast- und Maßwerk gearbeiteter Standfläche. In ihrer rechten Hand hält sie das Attribut ihres Martyriums, den Pfeil, in der linken ein Gebetbuch. Auf dem Kopf trägt sie eine Krone, die sie als Königstochter auszeichnet. Über dem vorgesetzten linken Bein ist das Gewand hochgerafft, fällt gebauscht über den linken Arm und bildet vor dem Leib große Falten. Unter ihrem Mantel gewährt die hl. Ursula sechs kleinen Jungfrauen Schutz, drei zu ihrer Linken und drei zu ihrer Rechten. (Die Figuren unter ihrer Obhut können stellvertretend die gesamte Jungfrauenschar repräsentieren.)
Der konkrete Vergleich dieser Skulptur mit einer Schutzmantelursula aus Rösrath zeigt, dass beide Skulpturen der Werkstatt des Kölner Bildhauers Tilman van der Burch zugeschrieben werden können. Die Datierung der Kölner Ursula in die 70er Jahre des 15. Jahrhunderts erfolgt durch die Form der Faltengebung und die verhältnismäßig breitflächigen Gesichtszüge. Diese Stilmerkmale jener Skulptur lassen sie als vorbildhaft und stilistisch älter erscheinen als die Rösrather Schutzmantelursula. Urkundlich nachgewiesen in Köln ist Tilman van der Burch zwischen 1483 und 1509. Er ist wohl identisch mit dem bereits 1467 als Polier am Dom tätigen Steinmetzen Tilman. Er gilt als bekanntester Bildhauer der Spätgotik in Köln. Bemalt wurde die Skulptur der Schutzmantelursula erst im 19. Jahrhundert.
A.K.
Ursulaplatz 30
50668 Köln
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