Bergkristalllöwe
Ägypten, 10.-11. Jahrhundert
Köln, 13. Jahrhundert
Bergkristall, Silber vergoldet, H. 6,3 cm (Löwe: H. 4,4 - L. 6,5 – B. 3,2)
Köln, St. Ursula, Schatzkammer Westempore
Der Löwe aus Bergkristall ist liegend in gedrungen blockhafter Starre dargestellt. Er weist mit den Ranken und den in diese ausgefächerten, gekerbten Palmettblättern sowie mit der dreifach konturierten, schildförmigen Flankenzeichnung typisch arabische Stilmerkmale auf, wie sie auch in Schnitzereien und Zeichnungen auf Elfenbeinkästchen zu finden sind. Verschiedene Tierformen tauchen immer wieder auf, die bei solchen Figuren den Zusammenhang mit Brettspielsteinen vermuten lassen. Wegen der Transparenz des Bergkristalls sind solche Objekte im Westen gerne als Reliquienbehälter verwendet worden, wenn sie hohl gearbeitet waren.
Dieser Bergkristalllöwe hat von der Brust her eine tiefe, leicht abwärts geführte Bohrung. Diese Bohrung wird im Grunde nur mit der Aufnahme von Reliquien erklärbar, da die Figur nicht aufrecht stehen kann, Hängevorrichtungen nicht vorhanden sind und so eine Benutzung als Fläschchen ausscheidet. Dadurch, dass die Bohrung die Linien der Zeichnung schneidet, lässt sich vermuten, dass die Öffnung erst nachträglich ausgeführt wurde. Möglicherweise erhielt der Löwe gleichzeitig mit der Bohrung den am Gurtband gehaltenen und seiner Rückenform angepassten sechseckigen Turm zur Aufnahme weiterer Reliquien. Die vordere Öffnung sowie die Turmöffnung waren jeweils mit einem Deckel verschlossen.
Es ist anzunehmen, dass dieser fatimidische Löwe durch Handel oder Begleitumstände der Kreuzzüge den Weg nach Köln gefunden hat.
A.K.
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