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19. & 20. Jahrhundert

Sanierungsmaßnahmen im 19. Jahrhundert 1830/40

Die gravierendsten Eingriffe erlebte die seit 1802 säkularisierte Kirche in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts. 1825 war die benachbarte Pfarrkirche St. Jakob mit dem Ziel der Anlage der Georgstraße abgebrochen worden, und die Pfarrrechte gingen an St. Georg über. In einer ersten Maßnahme wurde die Barockausstattung beseitigt und eine Neueinrichtung und Neuausmalung vorgenommen. Um 1830/40 drohten die Querarme einzustürzen und auch die Umfassungsmauern von Chor und Langhaus wurden instabil.

In der darauffolgenden Zeit wurde versucht, den Verfall aufzuhalten: die Querarme wurden niedergelegt, danach die Vierungsbögen mit dem Bauschutt zugesetzt und die Krypta geschlossen. Aus dieser Zeit stammen die mächtigen Strebepfeiler am Chor, mit denen man versuchte, die Seitenschiffsmauern abzustützen. Dem Geschmack der Zeit entsprechend wünschte man sich eine nivellierte Bodenhöhe zwischen Langhaus und Westchor. Dafür wurde der Fußboden des Langhauses um 65 cm erhöht und das Niveau des Westchorbodens wurde entsprechend abgesenkt. Ergebnis dieser Maßnahme war zwar ein ohne Stufen unterbrochenes Mittelschiff, doch wurden dadurch die Basen der Säulen verdeckt. 1839/40 erhielt St. Georg einen neuen Hochaltar in klassizistischen Formen mit neuromanischen Elementen nach einem Entwurf des Dombaumeisters Ernst Zwirner (Ausführung: Christoph Stephan). Trotz der Wiederbelebungsversuche des Kirchraumes musste gegen Ende der 1840er Jahre St. Georg auf Geheiß des Stadtbaumeisters von Köln, Julius Raschdorff (1823-1915), geschlossen werden.

 

1870/80

Erst seit Ende der 1870er Jahre sind wieder Bemühungen um die Erhaltung und Ausgestaltung von St. Georg festzustellen. Der Kirchenbaumeister Heinrich Nagelschmidt (1822-1898) übernahm die Leitung der Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten. 1877 fügte Nagelschmidt vor die verbliebenen drei Joche der nördlichen Vorhalle eine neue Schaufassade, die er mit einem Mosaik-Tympanon und einer großplastischen Gruppe versah (1948 erneuert); das Obergeschoss wurde aufgestockt und als Pfarrsaal angelegt.

 

um 1900

Gegen Ende des 19. Jhs. stellte sich heraus, dass alle Anstrengungen der vergangenen Restaurierungskampagnen zu ungenügend ausgefallen waren. Um 1900 versah Matthiads Goebbels die Kirche mit einer neuen Ausmalung, die die unzureichende Sicherung des Gewölbes verdeckte. Es handelt sich um eine alle Wandflächen und tektonischen Glieder bedeckende, an Motive mittelalterlicher Ornamentik orientierte und mit Figuren und Architekturelementen durchsetzte Ausmalung.

 

Sanierungsmaßnahmen im 20. Jahrhundert

Die nur mangelhaft ausgeführten Rettungs- und Sicherungsmaßnahmen der zweiten Hälfte des 19. Jh.s. führten dazu, dass St. Georg im Jahr 1926 völlig einsturzgefährdet war. Die Kölner Baupolizei forderte damals eine sofortige Schließung oder eine gründliche Instandsetzung des Kirchenbaus. So kam es, dass in den Jahren 1927-1930 eine durchgängige Wiederherstellung der baulich maroden Kirche mit Hilfe der Denkmalpflege in Angriff genommen wurde. Vorbild für den Wiederaufbau unter der technischen Leitung von Wilhelm Schorn und der künstlerischen Leitung von Erzdiözesanbaurat Heinrich Renard (bis 1929) war die Baugestalt vom Ende des 12. Jahrhunderts. Nach der statischen Sicherung aller Gewölbe erhielt das in den 1830er Jahren veränderte Fußbodenniveau wieder seine unterschiedlichen Höhen. Auch die damals umgebaute Choranlage wurde nach dem Zustand von 1150 rekonstruiert. Allerdings konnte die Nischengliederung im Untergeschoss des Chorhauptes aus statischen Gründen nur beispielhaft mit der Scheitelnische wiederhergestellt werden. Zum Wiederaufbau gehörten auch die seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwundenen Querhausarme mit den außen polygonal geschlossenen Konchen. Im nördlichen Chorraum wurde eine Taufkapelle, im südlichen eine Traukapelle eingerichtet. Der Rückbau der Orgel- und Sängertribüne im Westchor und die Errichtung einer neuen Orgel im nördlichen Querarm war ebenfalls eine der dringlichen Maßnahmen.

 

Die Wiederherstellung der Georgskirche wurde als "Großtat der deutschen Denkmalpflege" gewürdigt, da keinerlei Kompromisse hinsichtlich moderner Lösungen, etwa der Einzug einer Flachdecke, gemacht wurden.

Damals war die Möglichkeit gegeben, im Bereich des Westbaus, der Vierung und der noch fehlenden Querarme Grabungen durchzuführen, die auf die Vorgängerbauten rückschließen ließen. Unter der Leitung von Fritz Fremersdorf von der römischen Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums wurden die Reste des Caesarius-Heiligtums entdeckt.

 

Zu den glücklichen Ereignissen der Restaurierungskampagne von St. Georg dürfen das Wirken des österreichischen Architekten Clemens Holzmeister (1886-1983) und des Niederländers Johan Thorn Prikker (1868-1932) gezählt werden. Im Anschluss an die Wiederherstellung der Architektur wurde - auf Anregung des Konservators der Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Paul Clemen - Holzmeister ab 1929 mit der künstlerischen Neugestaltung des Innenraumes unter Berücksichtigung liturgischer Aspekte betraut.

In St. Georg verwirklichte Holzmeister sein Ideal einer an die lokalen Verhältnisse gebundenen Gestaltung, die einer Neueinrichtung das Vorhandene zu Grunde legt. Seine "zukunftsweisende Chorlösung" machte sich die Tatsachen zunutze, die in diesen Jahren durch die bauarchäologischen Forschungen entdeckt worden waren. An der Stelle des damals entdeckten Altarblocks des Caesarius-Oratoriums ließ Holzmeister den Kreuzaltar errichten, um die historische Kontinuität des annonischen Bauwerks deutlich werden zu lassen.

Vor den dreiteiligen Chor hatte Holzmeister eine niedrige Brüstung aus grauem Muschelkalk gesetzt, die vor dem Hauptchor u-förmig ausbuchtete. In die Winkel der Vorsprünge waren die Abgänge in die Krypta gesetzt. Hinter den Chorschranken entfaltete sich der abgetrennte Altarraum, der durch eine leichte Erhöhung vermittels zweier Treppenläufe zum Hochaltar hin gekennzeichnet war. Diese gestaffelte Anlage schloss den Pfarraltar (Tabernakel von Powolny, 1930) innerhalb der Vierung und den dahinter direkt ansetzenden Sockel, auf dem der Hochaltar unterhalb des Triumphbogens zu stehen kam, ein. Der Hochaltar aus dem frühen 20. Jahrhundert wurde nicht wiederverwendet.

 

Der Niederländer Johan Thorn Prikker, seit 1926 Lehrer an den Kölner Werkschulen, gehört zu den Pionieren der Glasmalerei im Rheinland. Zu seinem hoch beachteten Alterswerk gehört der 1929/30 beauftragte Zyklus von 40 Farbfenstern für St. Georg. Durch ihre Auslagerung im Zweiten Weltkrieg konnten einige der Fenster gerettet und andere anhand der erhaltenen Kartons rekonstruiert werden; sie zieren heute wieder den Innenraum. Die Fenster können als Ergänzung des von Holzmeister entworfenen Lichtkonzeptes betrachtet werden: ein sparsamer Einsatz von Lampen über dem Gestühl und im Altarraum wird konfrontiert mit farblich starke Akzente setzenden Glasfenstern.

Thorn Prikker konzipierte 1930 auch den Ehrenfriedhof im Norden der Kirche, wo das Grab des 1945 verstorbenen Pfarrers von St. Georg Heinrich Fabry liegt. Die hier anzutreffenden Mosaiken einzelner (Kreuzwegs-)Stationen von Wilhelm Schmitz (1936) sind der Ersatz für Stickereien von Milli Schmitz-Steinkrüger, die sie nach Entwürfen von Thorn Prikker angefertigt hatte. In der Nachkriegszeit wurden die Mosaiken wieder erneuert.

 

Die Maßnahmen der Jahre 1927 bis 1930 haben St. Georg eine "reine" Raumgestalt wiedergegeben, die alles Beiwerk vergangener Jahrhunderte beseitigte, um das Raumgefühl des Ursprungsbaus und seiner Veränderung im 12. Jahrhundert wiedererstehen zu lassen. In der neuen Bestimmung der Räume wird den Bedürfnissen der damaligen Liturgie Rechnung getragen.

 

Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg

Am 2. März 1945 erlebte die von den Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs - bis auf den Verlust der Dächer - bis dahin nur wenig betroffene Kirche St. Georg eine verheerende Nacht.

Mehrere Sprengbomben zerstörten den Mittelteil des Bauwerks mit den beiden Querarmen und dem östlichen Langhaus. Auch die Außenwände des dreiteiligen Chores mit den Apsiden sowie sämtliche Notdächer fielen den Zerstörungen zum Opfer.

Einzig die Krypta im Osten der Kirche, der innere Chorbereich und große Teile des Westchors - bis auf die Hängekuppel - und auch die Nordvorhalle überstanden das Bombardement größtenteils unbeschadet.

 

Wiederaufbau der Nachkriegszeit bis heute

Trotz der schweren Zerstörung von St. Georg wurden ab 1947 die Sicherungsarbeiten aufgenommen. Die Wiederherstellung richtete sich im Wesentlichen nach dem bereinigten Zustand der Kirche von 1930.

Unter der Bauleitung des Architekten Wilhelm Hartmann und des Statikers Wilhelm Schorn, der auch schon die Bauarbeiten der Jahre 1927/30 begleitet hatte, wurde mit der Sicherung der am besten erhaltenen West- und Ostteile begonnen; 1949 erfolgte die Weihe der Notkirche im Westchor und bis 1952 war der östliche Chorbereich in allen Teilen wiederhergestellt. Nach längerem Baustopp entspann sich 1956 eine Debatte darüber, wie der Wiederaufbau des zerstörten Mittelteiles vonstatten gehen solle. Erst 1959 war die endgültige Entscheidung getroffen, dass - wie bereits 1927 - dem Wiederaufbau der Zustand von um 1200 mit der Einwölbung des Mittelschiffs und der Vierung zu Grunde gelegt werden sollte. Der Westbau erhielt statt des Glockenstuhls mit der barocken Haube der Vorkriegszeit ein quergelagertes Walmdach ohne Glockenstube (diese befindet sich im Südquerarm). Diese Phase des Wiederaufbaus ging 1964 zu Ende.

Zu den damaligen Maßnahmen gehörte die einhellig befürwortete Erneuerung der zum Teil zerstörten Fenster von Johan Thorn Prikker nach den erhaltenen Kartons. 1965 konnte der gesamte Zyklus wieder eingebracht werden. Die größtenteils zerstörten Einbauten im Altarbereich von Clemens Holzmeister wurden in Gänze entfernt und dadurch eine gegenüber dem Zustand von 1930 zum Langhaus geöffnete Raumform erreicht. Der Hochaltar stand nun an der Stelle des Caesarius-Altars, er fügte sich hier in die liturgische Tradition ein.

 

Zum Wiederaufbauprogramm gehörte auch die Neuanfertigung einiger Ausstattungsstücke, so der Hauptaltar aus weißem Marmor, der 1964 von dem Bildhauer Sepp Hürten angefertigt wurde. Das Tabernakel von Powolny (1930) wurde nicht mehr auf dem Hochaltar aufgestellt, sondern in die Vergitterung (1965 von Sepp Hürten) des südlichen Nebenchors eingefügt. Es steht auf den erhaltenen Resten des ehemaligen Holzmeisterschen Sakramentsaltars. 1978 erfolgte eine erneute Restaurierung des Kircheninneren unter der Leitung von Hannsjosef Schäfer. In der nördlichen Querkonche wurde eine neue Orgel aufgestellt.

 

Mit Mitteln des Fördervereins Romanische Kirchen Köln e. V. konnte 1985 das ehemalige Immunitätstor im Süden der Kirche - ein Torbogen mit zwei Büsten und ein Gitter - fertiggestellt werden.

Ebenso unterstützte der Förderverein 1988 die Restaurierung der Außenhaut des aus Trachyt-Quaderwerk aufgebauten Westchores (verantwortlicher Architekt: Hannsjosef Schäfer, Köln; ausführende Baufirma: Schorn KG, Köln). Das Jahr 2000 brachte eine erneute Sanierung des Innenraums und die Restaurierung verschiedener Kunstgegenstände, die mit Mitteln des Fördervereins Romanische Kirchen Köln e. V. finanziell unterstützt wurden.

 

Mit Hilfe des Fördervereins Romanische Kirchen Köln e. V. wurde im Sommer 2001 die Einrichtung einer Schatzkammer im nördlichen Nebenchor realisiert.

Siehe Schatzkammer

 

 

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